Kommentar
07:00 Uhr, 08.03.2025

Das Beste aus zwei Welten: ETFs und Sparpläne

ETFs sind langweilig? Kann man so sehen. Aber nur die wenigsten Investoren und Trader schaffen es, eine Outperformance zu erzielen. In der vierten Folge meiner ETF-Serie geht es um eine Möglichkeit, die Langfristanlage mit ETFs noch besser zu machen.

Meist ist es ja so: Wenn man zwei gute Dinge kombinieren will, muss man Kompromisse machen – weil alles Gute nie beisammen ist, wie schon der Volksmund weiß. Aber ausgerechnet bei der Geldanlage gibt es die Möglichkeit, zwei Methoden zu kombinieren und dabei am Ende noch mehr herauszuholen.

Wie selbst das beste Depot Schlagseite bekommen kann

Es geht um ETFs in Verbindung mit Sparplänen. Schon ein einfacher ETF-Sparplan hat gegenüber dem klassischen Fondssparplan einige (Kosten-)Vorteile. Aber es geht noch besser – wenn mit dem Sparplan das ETF-Depot gezielt optimiert wird.

Das ist sinnvoll, wenn in einem Depot mit Aktien-ETFs unterschiedliche Regionen oder Branchen vertreten sind (z.B. USA, Europa Emerging Markets) oder unterschiedliche Anlageklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe).

Zu Beginn wählt man eine bestimmte Gewichtung, z.B. eine Gleichgewichtung oder 60 % Aktien/40 % Anleihen). Im Lauf der Zeit verschieben sich diese Gewichte, weil sich die Kurse der verschiedenen Bestandteile unterschiedlich entwickeln. Dann muss man die Ausgangsgewichtung wiederherstellen.

Oft wird empfohlen, dieses Rebalancing durch Verkauf der Depotbestandteil mit Übergewicht und Kauf der Teile mit Untergewicht vorzunehmen. Das hat aber mehrere Nachteile. Zum einen ist mitunter bei einzelnen Teilen die Differenz zum Zielgewicht so gering, dass die Transaktionsgebühren für die nötigen Positionsgrößen unverhältnismäßig hoch ausfallen. Gut, dann könnte man vom Rebalancing absehen, aber dann schleppt man unter Umständen eine "zu große" Position weiterhin mit.

Zum anderen – und das ist der entscheidende Punkt – fallen für den Verkauf von Teilpositionen neben den Transaktionsgebühren Steuern an, die den Zinseszinseffekt in der Ansparphase schmälern.

Die Lösung des Problems an einem einfachen Beispiel

Dieses Problem kann man mit Sparplänen lösen, die man im Idealfall ohnehin laufen hat. Sie sind perfekt geeignet, um das Depot wieder auszubalancieren, und zwar ganz einfach dadurch, dass man bevorzugt in die ETFs investiert, deren Anteil am Gesamtdepot aktuell unter der Ziel-Quote liegt.

Die folgende Tabelle zeigt ein einfaches fiktives Beispiel: Angenommen, Du strebst eine Aufteilung von 60 % Aktien, 25 % Anleihen und 15 % Rohstoffe in Deinem Depot an (siehe Zahlen in der 2. Zeile (rot) in % bzw. in der 4. Zeile in EUR). Aufgrund der guten Aktienmarktentwicklung sind deine Aktien-ETFs aber inzwischen auf 70 % des Depotvolumens angewachsen, die anderen Anteile liegen entsprechend niedriger (siehe 3./5. Zeile). Dein bisheriger Sparplan ("alt") ist momentan mit je 300 EUR pro Monat gleichverteilt auf die drei Kom­ponenten (= 900 EUR; siehe 6. Zeile).

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Quelle: eigene Berechnungen mit Daten von infront (* fiktive Werte bei unveränderten Kursen nach 12 Mon.)

Weil Aktien nun so hoch gewichtet sind, wird deren Sparplan in den kommenden zwölf Monaten ausgesetzt (7. Zeile "neu" = 0 EUR). Dafür erhalten Anleihen und Rohstoffe eine höhere Sparplangewichtung. Wie viel ge­nau, lässt sich leicht berechnen, indem Du zunächst – ausgehend von dem übergewichteten Anteil (hier: Aktien) das theoretische Ziel-Depotvolumen ermittelst. Im Beispiel sind schon 70.000 EUR Aktien vorhanden, die 60 % des Depots ausmachen sollen. Dazu müsste das Depot 116.667 EUR betragen (= 70.000 / 0,6). Aus diesem Wert lassen sich die anderen Werte berechnen (Anleihen: 166.667 * 0,25 = 29.167; Rohstoffe: 166.667 * 0,15 = 17.500). Von diesen Werten ziehst Du die aktuellen Ist-Werte (siehe 5. Spalte) ab und teilst das Ergebnis durch 12. So erhältst du deine theoretischen neuen Sparplanraten. Im Beispiel sind das für Anleihen rund 764 EUR (= [29.167 - 20.000] / 12), für Rohstoffe 625 EUR (= [17.500 - 10.000] / 12).

Wann das Rebalancing am besten funktioniert

Um exakt Deine Zielquoten zu erreichen, müsstest Du also monatlich 1.389 EUR aufwenden. Das ist Dir vermutlich zu viel, aber Du bist vielleicht bereit, deinen Sparplan auf 1.000 EUR aufzustocken. Dann könntest du für Anleihen und Rohstoffe je 500 EUR investieren, was Dein Depot zumindest sehr nahe an die Zielwerte heranbringen sollte (siehe die beiden letzten Zeilen der Tabelle). Möglich ist auch, die tatsächlichen Sparraten im Verhältnis der theoretischen zu wählen, hier also 550 EUR (= 1.000 / 1.389 * 764) und 450 (= 1.000 / 1.389 * 625):

Es hat auch gar keinen Sinn, das Rebalancing auf die letzte Kommastelle zu trimmen, weil das Ergebnis nach zwölf Monaten von der zwischenzeitlichen Kursentwicklung abhängt. Ein stärkerer Rückgang der Aktienkurse, könnte den Aktienanteil schnell unter den 60%-Zielwert drücken. Also verschwende nicht zu viel Zeit auf eine "Optimierung"“!

Ein Rebalancing nach dieser Sparplanmethode funktioniert erfahrungsgemäß am besten, wenn die Sum­me, die monatlich für die Sparpläne aufgewendet wird, wie im Beispiel ca. 1 % des Depotvolumens beträgt. Sonst ist der Rebalancing-Effekt unter Umständen zu gering. Irgendwann wird allerdings Deine Belastungsgrenze erreicht sein, ab der Du den Sparplan nicht mehr erhöhen kannst oder willst. Dann verlängert sich die (theoretische) Zeit bis zu einen vollständigen Rebalancing. Da aber die Differenzen nicht in jedem Jahr so groß ausfallen, ist das meist zu verschmerzen.

Fazit

Wenn Du Dich bei deiner ETF-Anlage auf einige wenige Anlageklassen beschränkst, die Du durch einzelne, breit gestreute ETFs abbildest, hast Du mit dem Sparplan-Rebalan­cing eine einfache, systematische, renditestarke und risikoarme Möglichkeit, Dein Risikoprofil automatisch und dauerhaft in eine langfristige Geldanlage umzusetzen.

Im stockstreet Geldanlage-Brief, dem Börsendienst für Vermögen und Wohlstand, nehme ich ebenfalls ETFs ins Depot. Einen Sparplan führe ich dort zwar nicht, aber ich zeige Dir andere Möglichkeiten, ein ausgewogenes Langfristdepot zu erreiche. Überzeuge Dich selbst – mit dem 30-tägigen kostenlosen Probeabo, inklusive vollem Zugriff auf das Online-Archiv ab 2018, auch während der Testphase!

Und hier die Links zu den bisherigen Folgen dieser Serie:

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