Erfolgsfaktoren für Turbo-Investoren
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Viele Anleger, die mit geringem Kapitaleinsatz schon kleine Kursbewegungen eines Basiswerts überproportional nutzen wollen, greifen bevorzugt zu Endlos-Turbos. Schließlich überzeugen die Papiere mit einer vergleichsweise einfachen Funktionsweise. Dazu zählen vor allem die einfach nachvollziehbare Preisbildung und der daraus resultierende Hebel.
So ergibt sich der Kurs eines Turbos aus der Differenz des aktuellen Kurses des Basiswerts und dem jeweiligen Basiskurs unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses. Kursänderungen des Basiswerts wirken sich absolut betrachtet nahezu eins zu eins auf den Turbo aus, solange die Knock-out-Schwelle nicht verletzt wird. Der Hebel ergibt sich aus dem deutlich geringeren Kapitaleinsatz für den Turbo.
Im Fokus der Anleger stehen daher meist Hebel, Knock-out-Schwelle und die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs. Investoren, die ein mittelfristiges Engagement erwägen, sollten allerdings weitere Parameter in den Blick nehmen, die gerade über längere Zeiträume die Wertentwicklung beeinflussen.
Von besonderer Bedeutung sind hier die Finanzierungskosten: Da Anleger für einen Endlos-Turbo Long nur einen Bruchteil des tatsächlich bewegten Werts zahlen, finanziert der Emittent des Turbos den Rest. Für diesen Kredit berechnet er einen Zins. Bei Endlos-Turbos erfolgt das durch die tägliche Anpassung des Basispreises um einen bestimmten Betrag. Ändert sich der Kurs des Basiswerts nicht, verringert sich die den Wert des Turbos bestimmende Differenz zwischen Basispreis und aktuellem Kurs. Maßgeblich für den Anpassungsbetrag sind eine variable Zinskomponente, die sich meist am Referenzsatz des Interbankenmarkts orientiert sowie eine Marge des Emittenten, die dessen Kosten abdecken soll.
Während diese graduelle Anpassung des Basispreises im Daytrading keine, beziehungsweise eine untergeordnete Rolle bei kurzfristigen Investments spielt, entfaltet sie längerfristig eine spürbare Wirkung: Wird das Kursziel eines Anlegers beispielsweise erst in einem Jahr erreicht, wird der Basispreis eines Endlos-Turbos Long merklich höher liegen als heute und in naher Zukunft – mit entsprechender Wirkung auf Wertentwicklung und Knock-out-Wahrscheinlichkeit. Das verdeutlicht beispielhaft ein Endlos-Turbo Long auf die BMW-Aktie (SC5WSF): Aktuell liegt der Basispreis des Scheins bei 76,26 Euro. Unterstellt man unveränderte Finanzierungskosten von 2,1 Prozent (-0,4 Prozent EUR-Libor 1M + 2,5 Prozent Marge), steigt der Basispreis auf Jahressicht auf 77,86 Euro. Ein um 1 Prozentpunkt höherer Finanzierungszinssatz hätte bereits einen Anstieg auf 78,62 Euro zur Folge. Aufgrund des Hebels hat dieser auf den ersten Blick geringe Anstieg deutliche Auswirkungen auf die Performance des Turbos: So führt ein 10-prozentiger Anstieg der BMW-Aktie im ersten Fall zu einer Wertsteigerung von 46,77 Prozent des Turbos; im zweiten Fall sind es 42,01 Prozent. Dabei ist dieser Effekt umso größer je höher der Hebel ist. Anleger, die Finanzierungskosten bei längerer Haltedauer eines Turbos reduzieren möchten, greifen auf einen Turbo mit einem niedrigen Hebel zurück.
Etwas anders stellt sich die Lage auf der Short-Seite dar: Hier ergeben sich aus dem theoretischen Leerverkauf des Basiswerts Finanzierungserträge, da der Verkaufserlös aus dem Geschäft zinsbringend angelegt werden kann. Bei Endlos-Turbos Short wird wiederum der Basispreis entsprechend angepasst. Dafür wird die Marge vom Marktzins abgezogen. Bei niedrigem oder negativem Zins – wie es aktuell der Fall ist – hat das eine Anpassung des Basispreises nach unten zur Folge. So verringert sich etwa der Basispreis des Turbos Short auf BMW (SC8WXQ) bei unveränderten Parametern um 2,9 Prozent Finanzierungskosten p.a. durch die Finanzierungsmarge von 2,5 Prozent und dem Finanzierungszins von -0,4 Prozent. Erst wenn der Marktzins oberhalb der Finanzierungsmarge liegt, profitieren Investoren von einem steigenden Basispreis, der sich tendenziell positiv auf den Wert des Turbos auswirkt. Anleger sollten hier zwingend auf Emittenten zurückgreifen, die diese Kosten transparent auf der Emittentenseite veröffentlichen. So werden bei der Société Generale diese Kosten neben vielen anderen produktbezogenen Informationen auf der Detailseite des Produktes tagesaktuell veröffentlicht.
Neben den Finanzierungskosten, die Performance und Knock-out-Wahrscheinlichkeit beeinflussen, sollten Anleger zudem auf mögliche Dividendenzahlungen während der Haltedauer achten. Auch hier kommt es zu einer Anpassung des Basispreises: Am ex-Tag, an dem die Bruttodividende vom Aktienkurs abgezogen wird, wird auch der Basispreis des Turbos reduziert. Bei einer Anpassung des Basispreises zu 100 Prozent hätte dies keine Auswirkung auf den Kurs des Turbos. Allerdings wird der Basispreis bei Long-Papieren je nach Aktie in der Regel nur um 85 Prozent der Bruttodividende angepasst, da der Emittent selbst nicht 100 Prozent der Dividende vereinnahmen und für das Produkt verwenden kann. Da sich dadurch bei sonst konstanten Parametern die Differenz aus Aktienkurs und Basispreis verringert, hat das kurzfristig eine Reduzierung des Turbo-Kurses zur Folge.
Stefano Angioni, Derivate-Experte bei der SOCIETE GENERALE.
Stand: 11.05.2018. Weitere Informationen unter: sg-zertifikate.de
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