Kommentar
10:08 Uhr, 20.03.2025

Trump gegen Powell: Wann kommen Zinssenkungen?

US-Präsident Donald Trump hat Fed-Chef Jerome Powell nur wenige Stunden nach dem Fed-Zinsentscheid zu Leitzinssenkungen aufgefordert.

Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social schrieb Trump: „Die Fed wäre deutlich besser dran, die ZINSEN ZU SENKEN, da die US-Zölle allmählich (auf erleichternde Weise!) in die Wirtschaft übergehen. Tut das Richtige. Der 2. April ist Amerikas Befreiungstag!!!“

Quelle: Truth Social

Mit seinem Hinweis auf den 2. April bezog sich Trump auf das Datum, an dem die sogenannten reziproken Zölle gegen Handelspartner in Kraft treten sollen. Davon soll auch die EU betroffen sein.

Unklar ist, wie sich die neuen Zölle auf die US-Konjunktur auswirken werden. Da höhere Einfuhrkosten in der Regel an die Konsumenten weitergegeben werden, gehen die meisten Beobachter davon aus, dass die Zölle die Inflation anheizen werden. Sollte Trump zudem die Steuern senken, dürfte das ebenfalls preistreibend wirken, weil dann der Konsum ansteigt. Zugleich könnten aber die Stellenstreichungen im öffentlichen Sektor und sinkende Staatsausgaben auch die Konjunktur belasten und die Inflation verringern, zumal jüngste Wirtschaftsdaten ohnehin schwächer ausgefallen sind.

Nur wenige Stunden vor Trumps Kommentar hatte die US-Notenbank die Leitzinsen konstant gehalten. Bis Jahresende prognostizierten die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) in ihren individuellen Prognosen im Mittel zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte.

Fed-Chef Jerome Powell betonte auf der Pressekonferenz, dass der Ausblick ungewöhnlich unsicher sei, weil man nicht wisse, wie sich die Politikänderungen der neuen Regierung auf den Arbeitsmarkt und die Inflation auswirken werden. Entscheidend sei der Nettoeffekt der verschiedenen Maßnahmen auf die Konjunktur.

Die FOMC-Mitglieder hoben ihre Median-Prognose für die PCE-Kerninflationsrate im Jahresdurchschnitt 2025 von 2,5 % auf 2,8 % an, was für sich genommen Zinssenkungen eher unwahrscheinlich machen könnte. Zugleich senkte die Fed aber auch ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr und rechnet nur noch mit einem BIP-Wachstum von 1,7 % statt 2,1 %.

Unterdessen verlangsamt die US-Notenbank Fed ab April den Abbau ihrer Bilanzsumme, was bedeutet, dass die erhöhte Überschussliquidität im Finanzsektor nicht so schnell sinken dürfte wie zuvor. Dies könnte einen leicht positiven Effekt auf die Konjunktur und die Finanzmärkte haben und dürfte ein Grund sein, warum die Aktienmärkte nach dem Fed-Zinsentscheid zulegen konnten.

Fazit: Zinssenkungen sind in Trumps Interesse, weil sie einen positiven Effekt auf die Konjunktur hätten, auch wenn dadurch die Inflation wieder angeheizt werden sollte. Powell hat in der Vergangenheit aber immer wieder die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed betont und dürfte sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Forderungen Trumps nach Zinssenkungen beeinflussen lassen. Wegen der Unsicherheit über Trumps künftige Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Konjunktur ist in den kommenden Monaten weder ein Inflationsschock noch ein Konjunktureinbruch auszuschließen.

4 Kommentare

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  • masi123
    masi123

    Die "Unabhängigkeit" der FED wird spätestens dann enden, wenn eine "Notsituation" auftritt, auch wenn diese von der Regierung verursacht wird.

    Jedenfalls ist durch die deutliche Abschwächung der Bilanzreduktion bereits eine Zinsdämpfung und Stützung der Konjunktur beschlossen worden.

    Nicht vergessen sollte man dabei, dass die FED ein Zusammenschluss privater Banken ist. Die Zinshöhe ist im Hinblick auf das gewaltige Staatsdefizit (~2 Billionen USD jährlich und 36 Billionen insgesamt), das nach der Niedrigzinsphase nun zunehmend teurer finanziert werden muss, von enormer Bedeutung. Aktuell betragen die jährlichen Zinsausgaben des Staates (und die Einnahmen der Gläubiger) bereits ~1 Billion USD.

    10:43 Uhr, 20.03.
    2 Antworten anzeigen
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Auch gestern hat er diese Unabhängigkeit wieder betont. Eine Journalistin hatte geschickt versucht ihn zu locken, aber dies hat er durchschaut und sie relativ knapp abgebügelt. ;)

    10:19 Uhr, 20.03.