US-Inflationsdaten: Die Kurse neigen sehr schnell zur Schwäche
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Denn die Teuerung ließ nach zuvor vier Anstiegen in Folge stärker nach als erwartet.
Inflationsdaten liefern Kaufargument
Im Vergleich zum Vorjahr legten die Verbraucherpreise im Februar zwar mit +2,8 % immer noch relativ stark zu, doch nicht mehr so schnell wie noch im Januar mit +3,0 % oder im Dezember mit 2,9 %. Und Experten hatten mit einem aktuellen Anstieg um +2,9 % gerechnet. (Auch im Vergleich zum Vormonat fiel das Plus mit 0,2 % geringer aus als die erwarteten +0,3 %.)
Die Kernrate gab im Februar ebenfalls nach. Und sie fiel mit +3,1 % sogar auf ein neues zyklisches Tief. Erwartet wurde lediglich ein Rückgang auf das bisherige Tief von +3,2 % im Dezember.
Dow Jones neigt sehr schnell wieder zur Schwäche
Der Dow Jones schoss unmittelbar nach Veröffentlichung der Daten um mehr als 300 Punkte nach oben (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart) und übersprang damit das Erholungshoch, welches am Dienstag während des Versands der Börse-Intern-Ausgabe erreicht wurde. Auf höhere Tiefs folgte ein höheres Hoch, womit eine Aufwärtstendenz etabliert wurde.
Doch die Kraft der Bullen war sehr begrenzt. Denn so schnell, wie es mit den Kursen nach oben ging, rutschten sie anschließend nach unten. Der Dow Jones verlor vom frischen Hoch bei 41.985 Punkten fast 1.000 Zähler bzw. mehr als 2,3 %. Und damit wurden sämtliche Kursgewinne der kurzen Erholung abgegeben. Es kam sogar schon zu einem neuen Korrekturtief.
Gestern hatte ich geschrieben, dass es sinnvoll ist, eine Kurserholung abzuwarten, um von deren Kursverlauf abzulesen, wie stark bzw. schwach die Bullen und Bären sind. Offensichtlich sind die Bullen schwach und die Bären stark. Daher sind Short-Trades zu bevorzugen. Da die Kurserholung aber sehr kurz ausfiel, ist die charttechnisch überverkaufte Lage im kurzfristigen Bereich noch nicht abgebaut. Daher würde ich noch eine größere Kurserholung abwarten.
Droht der US-Wirtschaft eine Rezession?
Als Hauptgrund für die anhaltende Kursschwäche kann man das Hickhack um die US-Zölle ausmachen. Dieses sorgt für eine enorme Verunsicherung unter Unternehmen und Anlegern.
Gestern sind die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle in Höhe von 25 % auf Stahl- und Aluminimum in Kraft getreten. Am Dienstag hatte Trump kurz zuvor noch für Unruhe gesorgt, indem er Kanada mit einer Verdoppelung des Zollsatzes auf 50 % drohte, nachdem Ontario einen Preisaufschlag von 25 % auf Stromexporte in die USA angekündigt hatte. Der Ministerpräsident von Ontario stimmte jedoch einer Aussetzung zu, woraufhin auch Trump einen Rückzieher machte. Zugleich drohte er allerdings schon wieder mit weiteren Zöllen.
Allerdings kündigte gestern früh die EU-Kommission als Reaktion auf die US-Zölle "Gegenzölle" auf US-Importe in die Europäische Union (EU) im Wert von 26 Milliarden EUR an. Dazu sollen 2018 ausgesetzte Zölle ab April wieder in Kraft gesetzt werden.
Atlanta-Fed: US-Wirtschaft schrumpft
Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA steigt dadurch langsam. Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Prognosemodell der regionalen Notenbank von Atlanta für Schlagzeilen gesorgt, da dieses für das laufende erste Quartal 2025 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um annualisiert 2,8 % voraussagt.
Das hat zu einer gravierenden Änderung bei den Leitzinserwartungen geführt. Laut den Experten der DWS preisen die Märkte für Staatsanleihen inzwischen 3,5 Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed bis zum Jahresende ein. Vor einem Monat, also es noch kaum Rezessionsängste gab, galt nur eine Senkung als gesichert. – So schnell kann sich die Welt drehen.
Vor diesem Hintergrund befeuerten Trumps Äußerungen vom Wochenende, dass er eine Rezession nicht ausschließen würde, die Sorgen der Anleger, Unternehmen und Konsumenten zusätzlich. Zumal diese Marktteilnehmer längst große Probleme haben, sich an die Politik der US-Regierung anzupassen, weil sich deren Zollpläne ständig ändern.
S&P 500 hat die Schwelle zur Korrektur überschritten
Kein Wunder, dass der S&P 500 am Dienstag die Korrekturschwelle von -10 % über- bzw. unterschritten hat und er damit dem Nasdaq 100 gefolgt ist.
Mal sehen, wie lange jetzt noch der Dow Jones braucht. Über- bzw. unterschreitet auch er noch die Schwelle, bevor es zu einer stärkeren Kurserholung kommt?
Neben den Wirtschaftssorgen entweicht Luft aus der KI-Blase
Jedenfalls haben wir es aktuell mit einer toxischen Mischung für die Aktienmärkte zu tun: Zum einen werden die Sorgen über das Wirtschaftswachstum durch die Unsicherheiten über Trumps Handelspolitik als Belastungsfaktoren immer grö��er, zum anderen entweicht die KI-Fantasie, die die Kurse in den vergangenen Monaten und Jahren auf immer neue Höhen getrieben hatte. Beides birgt angesichts der sehr hohen fundamentalen Bewertung der US-Märkte noch weiteres Korrekturpotential.
Eine völlig normale Gegenbewegung
Aber im Grunde genommen könnte man auch sagen, dass hier derzeit simple Charttechnik am Werk ist. Denn häufig folgt auf eine Bullenfalle bzw. auf ein Fehlsignal eine scharfe Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Und wie ich gestern schrieb, gab es sowohl beim S&P 500 als auch beim Nasdaq 100 am 19. Februar eine Bullenfalle, so dass es nun eben im rasanten Tempo abwärts geht. Zugleich gilt dabei, dass nach einer Übertreibung der anschließende Rücksetzer umso schärfer ausfällt, je stärker die Kurse zuvor gestiegen waren. Auslöser für diesen längst überfälligen Rücksetzer bzw. die Korrektur ist nun eben Trumps Zoll-Hickhack.
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