Drei verlorene Jahrzehnte durch Handelskrieg?
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Internationaler Handel ist grundsätzlich etwas Positives. Es kann in dem Land produziert werden, welches einen Wettbewerbsvorteil hat. In den vergangenen Jahrzehnten wurde zunächst die Produktion von einfachen Massengütern ausgelagert. Konsumenten in den USA oder Europa profitierten von tiefen Preisen. Die produzierenden Länder profitierten davon, dass Arbeitsplätze entstanden und sie den Prozess der Industrialisierung beginnen konnten.
Handel ist deswegen nicht immer und ausnahmslos gut. Die Politik verzerrt Wettbewerbsvorteile. Werden etwa Sektoren staatlich stark subventioniert, um ausländische Konkurrenz zu verdrängen, ist das nicht der Wettbewerbsvorteil, den Ökonomen im Sinn haben. Es ist eine unfaire Wettbewerbsverzerrung, die schädlich ist.
Nicht alle Verzerrungen sind so eindeutig. Es gibt viele Handelshemmnisse, z.B. weil in der EU andere Standards gelten als etwa in Indonesien. Produziert Indonesien kostengünstiger, weil andere Umweltstandards gelten, ist das dann ein unfairer Vorteil?
Fragen des Handels sind nicht immer einfach zu beantworten. Was hingegen einfach zu erkennen ist, ist der Nutzen fairen Handels. Im Einzelfall gibt es immer Verlierer. Die Textilindustrie ist fast vollständig abgewandert. Produziert wird in Bangladesch und Vietnam. Diese Arbeitsplätze gingen in Industrieländern verloren und mussten durch neue Jobs in anderen Industrien ersetzt werden.
Kurzfristig gibt es Verlierer. Langfristig und vor allem global gesehen führt mehr fairer Handel zu mehr Wohlstand und das überall. Wird der globale Handel radikal gestört, hat das Folgen. Wächst der Wohlstand langsamer oder geht der Lebensstandard zurück, bedeutet dies am Ende auch langsamer steigende Gewinne für Unternehmen.
Je schneller der Anteil des Handels an der Wirtschaftsleistung global stieg, desto besser performen auch Aktienmärkte. Das gilt auch für die USA. Die Korrelation ist nicht immer perfekt. Vor allem die Aktienblase 1929 und die Nifty Fifty in den 1960er-Jahren erwecken den Eindruck, dass Performance auch ohne Handel möglich ist (Grafik 1).
Die Rechnung der Blasenbildung kam später und musste von Anlegern nach dem Platzen der Blase 1929 über mehrere Jahrzehnte bezahlt werden. Ebenso waren die 70er-Jahre ein verlorenes Jahrzehnt.
Ein wesentlicher Teil des Vermögens von Haushalten besteht aus Aktienanlagen. Läuft der Aktienmarkt aufgrund rückläufigen Handels schlecht, fällt auch das Vermögen. Je nachdem, wie die USA den Handelskrieg eskalieren, droht US-Haushalten ein signifikanter Vermögensverlust. Das wirkt auf den Konsum und das Wirtschaftswachstum. Ein Teufelskreis kann entstehen (Grafik 2).
Es wird deswegen nicht zu verlorenen Jahrzehnten kommen, nur einigen verlorenen Jahren. Die Umstände sind heute anders als vor 100 Jahren. Ebenso ist absehbar, dass ein Vermögensverlust und sinkender Lebensstandard spätestens in vier Jahren zu einer anderen US-Regierung führen wird.
Bereits in den vergangenen Jahren konnte sich der US-Markt nur dank der Mag7-Blase vom Rest der Welt absetzen. Es bedarf auch ohne weitere Eskalation im Handelskrieg einer gewissen Korrektur, um die Lücke zu schließen. Aller Voraussicht nach werden die nächsten Quartale und möglicherweise Jahre schwierig bleiben.
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Ein paar Anmerkungen zur Einsortierung. Handel wurde bisher v. a. betriebswirtschaftlich betrachtet und organisiert. Vereinfacht gesagt, wird dort produziert, wo die günstigsten Produktionsbedingungen/-kosten (z. B. Löhne) für die Unternehmen bestehen, und verkauft, wo die höchsten Erlöse erzielt werden, also z. B. in den USA oder Europa. In einem TV-Bericht wurde das anhand eines Sportschuhs einmal untersucht. Die gesamten Produktionskosten (Material, Fertigungskosten, Löhne) haben im Beispiel ~12 USD betragen (Produktion erfolgte in Asien), verkauft wird der Schuh für ~100 USD in den USA. So etwas wie fairen Handel gibt es also streng genommen gar nicht. Das dieses System global (volkswirtschaftlich) betrachtet auch nicht dauerhaft funktionieren kann, liegt auf der Hand, interessiert aber Keinen. Insofern ist der Unmut der US-Regierung über das Handelsdefizit z. T. verständlich. Allerdings haben sowohl die US-Bürger durch günstigere Preise als bei Produktion im Inland, und vor allem die Unternehmen und Aktionäre durch die erzielten Gewinne und Kurssteigerungen profitiert.