Ist der Ruf erst ruiniert…
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Auf gewisse Dinge kann man sich als Anleger verlassen – bis vor Kurzem zumindest. Es gab einen regelrechten Automatismus. Kommt es zu hoher Volatilität und Panik, suchen Anleger sichere Häfen. Kaum etwas gilt als so liquide und sicher wie der Dollar und US-Staatsanleihen. Stieg die Volatilität in der Vergangenheit an, stieg auch der Dollar Index (Grafik 1).
Volatilität lässt sich auch als Korrekturausmaß des Aktienmarktes darstellen. Die Volatilität ist für gewöhnlich dann hoch, wenn der Markt fällt bzw. wie in den vergangenen Tagen große Schwankungen aufweist. Auch hier gilt, fällt der Markt, steigt der Dollar (Grafik 2).
Der Dollar steigt nicht zuletzt, weil die Nachfrage nach sicheren Häfen groß ist. Man kauft US-Staatsanleihen. Das gilt nicht nur für Aktienanleger, die umschichten, sondern auch für andere Gruppen, die in der Korrektur um den Wert von Fremdwährungen fürchten. Mit US-Anleihen ist man im Zweifel gut bedient.
Steigt die Volatilität, fällt die Rendite von Staatsanleihen. Es gibt zu der Regel wenige Ausnahmen. 2022 war eine davon. Das hatte wenig damit zu tun, dass der Reflex nicht funktionierte, sondern damit, dass die Notenbank die Zinsen in großen Schritten anhob (Grafik 3).
In der aktuellen Phase fällt auf, dass die Volatilität nicht zum normalen Reflex geführt hat. Bei Anleiherenditen lässt sich dies noch bis zu einem gewissen Grad dadurch erklären, dass Hedgefonds einen Arbitragetrade auflösen. Doch wären die USA immer noch ein sicherer Hafen, sollten Renditen von Anleihen mit kürzeren Laufzeiten deutlich fallen und der Dollar steigen.
Beides ist nicht der Fall. Man macht es sich zu einfach, wenn man den Renditeanstieg nur auf Hedgefonds schieben will. Es steckt mehr dahinter. Das könnte der Ruf der USA sein, der gelitten hat. Dabei geht es nicht nur um eine sprunghafte Zollpolitik, sondern auch um die Unterwanderung von Rechtsstaatlichkeit und der Selbstbereicherung der Eliten. Derzeit steht Insiderhandel im Fokus.
Die USA sind die größte Volkswirtschaft und wichtig für die Welt. Die Annahme der Regierung, dass die Beziehung einseitig ist, ist jedoch falsch. Die USA können es zwar mit dem Rest der Welt aufnehmen, doch wenn die US-Regierung gleichzeitig die Rechtssicherheit unterwandert und keinen Zweifel daran lässt, dass man sich nicht auf sie verlassen kann, ist das ein Problem.
Man kann keinen Handelskrieg führen, Regeln neu schreiben und erwarten, dass das Ausland weiterhin US-Renditen tief hält. Ist der Ruf erst ruiniert, wonach es aussieht, kann man zwar ungeniert leben, muss aber auch die Konsequenzen tragen. Die Konsequenzen sind eine Bewertung der Währung und der Staatsschulden äquivalent zu einem Emerging Market wie Brasilien oder Mexiko. Dollar- und Anleiheprivileg gibt es ohne Stabilität und Vertrauen nicht. Der Vertrauensschaden ist zum Teil angerichtet und wird nicht schnell zu reparieren sein.
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Andererseits bewegt sich die Rendite der 10-jährigen Treasuries noch immer innerhalb des Preisbandes der letzten c. 6 Monate zwischen 3,5% und 4,9%. D.h. Investoren haben den Glauben noch nicht ganz verloren. Wir sollten in Europa aufpassen dass wir uns rund um Trumps Politik nicht unser eignes Narrativ zurechtlegen. In den USA (auch an den Finanzmärkten) gibt es einige die das was Trump macht im Grunde für richtig halten, d.h. Reduzierung Haushaltsdefizit und Handelsbilanz.
Wie immer guter Artikel
Trump wollte ja immer einen schwachen Dollar und niedrige Zinsen, passt das zusammen?
Sehr gut geschrieben. Es unterstreicht meinen Eindruck von der ganzen Lage.
Jupp, der Clemens macht wirklich einen großartigen Job, Daumen hoch
Hi Clemens, danke für Deine immer wieder sehr guten Artikel und auch "messerscharfen" Kommentare, sehr geschätzt meinterseits!